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Jahresbericht 2023 (25c)

Grundkurs Skitour

01.04.2024

Grundkurs Skitour in der Wattener Lizum

Sonntag, 8:00 Uhr, die ersten Teilnehmer trudeln am Bahnhof Rosenheim ein. Während ich die Rucksäcke der anderen Teilnehmer inspizierte, bekam ich die Befürchtung, dass ich viel zu schwer beladen war. Es war das erste Mal, dass ich auf einer Hütte übernachtete und Trekking mit Skiern war mir auch neu. 

Während der Zugfahrt lernten wir uns besser kennen und Harry unser Tourenleiter versuchte, sich unsere Namen zu merken. Man merkte schon zu Beginn, dass die Gruppe harmonierte und als sich am Parkplatz Lager Walchen die letzten zwei anschlossen, waren wir endlich komplett und konnten die Tour zur Lizumer Hütte in Angriff nehmen.   
 

Nach ungefähr einer Stunde entdeckten wir traumhaften Oberflächenreif im schattigen Talboden. Harry erklärte uns die Entstehung der heimtückischen Kristallschicht, dabei konnten wir für eine Weile die Schultern entspannen. Als wir endlich in das Talende schauen konnten und unsere Hütte erblickten, gab uns das noch einmal einen Motivationsschub. Ich spürte schon meine Knochen und kämpfte mich mit den anderen die letzten Meter durch Wind und Kälte zum Ziel. Endlich im Warmen angekommen, stärkten wir uns bei Kaffee und Kuchen. Am Abend machten wir dann die Tourenbesprechung mit der 3x3-Filtermethode und der Snowcard für den nächsten Tag. Es herrschte Lawinenstufe 2, aber die Wetteraussicht ließ zu wünschen übrig. Unsere Frohnatur, so nannten wir Vroni, weil sie immer lachte, versicherte uns allerdings, dass das Wetter morgen gut wäre.
 

Montag, 7:00 Uhr, wir trafen uns zum Frühstück und brachten uns mit Kaffee und vorzüglichem Marmeladenbrot in Gang. Draußen gab es eine traumhafte Sonnenaufgangsstimmung und unsere Frohnatur behielt Recht, denn in wenigen Minuten riss der Himmel komplett auf. Vormittags machten wir eine Tour auf Osthängen zur Unbekannten Scharte. Wir übten Spitzkehren, und Harry machte sich ein Bild von unserem Können bezüglich des Fahrens im freien Gelände.
 

Nach einer kurzen Rast an der Hütte machten wir uns am Nachmittag auf den Weg, ein paar Westhänge zu erklimmen, mit der Hoffnung, dort mehr Pulverschnee vorzufinden. Am Abend setzte dann Schneefall ein und brachte uns über Nacht ungefähr fünf bis zehn Zentimeter Neuschnee. Die Lawinenlage blieb gleich und zu unserem Glück hatten wir auch am dritten Tag strahlenden Sonnenschein. 

Es war eiskalt am Morgen, das Thermometer zeigte minus 17 Grad, und wir machten uns durch den unberührten Pulverschnee auf den Weg zur Torspitze (2.663 m). Nach zwei Drittel der Tour erreichten wir endlich die ersten Sonnenstrahlen und nahmen uns Zeit für eine Pause. Der letzte Anstieg zum Gipfel wurde dann richtig abenteuerlich. Der Wind wehte ungeheuerlich über den Kamm, während wir auf dem windverpressten Schnee kaum Halt fanden. Doch für den Ausblick hatte es sich gelohnt und auch die Abfahrt in diesem anspruchsvollen Gelände meisterten alle nach bestem Können. 
 

Als wir wieder im flacheren Bereich ankamen, konnten wir tolle Pulverschneehänge genießen. Auf 2/3 der Höhe entschieden wir uns, noch einmal Verschütteten-Suche zu üben mit Sondieren und Ausgraben. Erst fanden wir keinen tiefen Platz für den Rucksack mit LVS-Gerät, doch als wir ein paar Meter weiter mit der Sonde übten, verschwand die Sonde auf einmal komplett im Schnee und man konnte feststellen, wie unterschiedlich die Schneedecke manchmal schon auf kleinem Raum ist. Nach diesem kurzen Theorie- und Praxisteil nahmen wir dann den verbleibenden Teil der Abfahrt in Angriff. 
 

Den letzten Hüttenabend kosteten wir dann, nach erfolgreicher Tourenbesprechung komplett aus. Zuerst machten Vroni, Pauline und ich wieder ein Workout, mit dem wir sogar andere Skifahrer auf der Hütte inspirierten, dann spielten wir Kartenspiele, Trinkspiele und hatten eine Menge zu lachen. 

Mittwochmorgen war es dann so weit: Das versprochene schlechte Wetter war angekommen. Der Wind wehte mit bis zu 90 km/h über die Hänge und die Sicht war miserabel. Mit voller Motivation und dick eingepackt machten wir uns auf den Weg ins Abenteuer. Wir wollten erneut zur Unbekannten Scharte wandern, um von dort über das Mölsertal nach unten zu fahren. Wir schafften es alle tapfer, den Kamm zu erklimmen und fuhren die ersten Meter mit Fellen runter, um den extremen Sturmböen ein klein wenig Widerstand zu bieten. Harry führte uns mit der nötigen Vorsicht sicher durch die verwehten Hänge nach unten. Ich war wie vermutlich alle anderen auch, begeistert von der professionellen Tourenführung. 
 

Als wir auch die letzte gefährliche Schlüsselstelle passierten und der Wind ein wenig nachließ, konnten wir endlich eine kleine Rast machen. Auf dem letzten Stück der Schlittenstrecke, die zum Parkplatz Lager Walchen zurückführte, bekamen wir noch die Vorführung eines Schneedeckentests. 

Danach machten wir uns auf die Rückreise mit den Öffis, ließen ein letztes Bier zischen und mussten uns schweren Herzens von allen Teilnehmern verabschieden. Dennoch kann man nach diesem schönen Abenteuer sagen: „Isch grad optimal.“ Kleiner Insider, der sich während der Tage entwickelt hatte. :-)

Simon, Kursteilnehmer