Meldungen wie „Rekordschmelze: Gletscher zerbröseln - Anfang Juli hat ein Gletscherbruch in den Dolomiten mehrere Menschenleben gefordert …“ hatten im Vorfeld zu Überlegungen geführt, den Kurs wegen allgemeiner Warnungen vor Touren im vergletscherten Hochgebirge abzusagen. Letztlich haben wir uns entschlossen, zumindest hinzufahren und uns die Verhältnisse aus der Nähe anzuschauen.- Vor Ort konnten wir dann aber feststellen, dass eine Tour auf den Venediger möglich ist – wenn auch mit bestimmten Vorsichtsmaßnahmen.
Am ersten Tag (Montag) fahren wir mit dem Venediger-Taxi zur Johanneshütte (2121 m). Dort machen wir uns am Nachmittag mit unserer Berg-, Gletscher- und der für den Großvenediger (3657m) derzeit für den Übergang auf das Rainerkees angebrachten Eisausrüstung (Eisschrauben, T-Bloc und Micro-Tax) vertraut. Am Dienstag können wir das Türml (2844 m) auf zwei Klettersteigen ( C und A/B ) überschreiten und nochmals das Gehen in Gletscherseilschaft und den Mannschaftszug als Rettungsmethode üben.
Am nächsten Morgen starten wir früh um 5:30 Uhr und steigen in gut 2 Stunden zum derzeit unbewirtschafteten Defreggenhaus (2964 m) auf und weiter zum Einstieg in den Gletscher auf ca. 3100 m. Durch den Gletscherrückgang ist dieser Übergang zum steilen Abstieg geworden, der aber mit Trittstiften und Halteseilen versehen wurde, dass wir dazu nicht anseilen bzw. abseilen müssen.
Anseilen und Sichern mit gleitendem Seil an Eisschrauben ist dann angesagt auf dem abschüssigen ersten und in diesem Jahr bereits weitgehend schneefreien Gletscherabschnitt. Zahlreiche Gletscherspalten müssen wir umgehen. Dafür ist das Wetter heute perfekt, wir haben eine gute Spur, auf der wir kaum einsinken und so stehen wir gegen Mittag auf dem Gipfel. Die Fernsicht reicht vom Chiemsee im Norden bis zu den Dolomiten im Süden. Nur der Großglockner im Osten überragt unseren Logenplatz.
Beim Abstieg wird der Schnee noch weicher, so dass wir am Nachmittag wegen der vielen Gletscherspalten doppelt vorsichtig sein müssen und froh sind, ohne Zwischenfall zum versicherten Ausstieg aus dem Gletscher zu gelangen. Dort rasten wir länger und sind dankbar, dass uns diese Tour bei noch brauchbaren Schnee- und Eisverhältnissen gelungen ist.
Zufrieden und etwas wehmütig verlassen wir am Donnerstsag die Johanneshütte wieder mit dem Hüttentaxi. Wir hatten dort oben eine sehr gute Zeit bei bestem Essen und guter Unterbringung, so dass wir Urlaubs-, Kurs- und Wandertage auf der Joahanneshütte mit gutem Gewissen weiter empfehlen können.