Früh morgens um 7 Uhr starteten wir, Kristina, Lukas, Philipp, Viola und ich mit dem Bergbus ins Wattener Lizum zum Parkplatz Lager Walchen. Dort folgten wir bei schönstem Wetter in angenehmer Steigung dem Winter-Zustieg zur Lizumer Hütte auf 2.019 m. Das beständige Hochdruckwetter der letzten Wochen sorgte für eine allgemein günstige Lawinenlage. Nach kurzer Rast mit leckerem Kuchen und einem Brotzeitbrettl ging es nachmittags gut gestärkt über die Mölser Scharte und den N-NO-Grat zur Mölser Sonnenspitze auf 2.493 m. Während des Aufstiegs haben wir mit Snowcard und der Stockmethode Hangmessungen durchgeführt und übten die richtige Spuranlage auf dem Grat, um unsere Route besser beurteilen zu können. Der Fönsturm ließ aber dann nicht lange auf sich warten. Besonders am Gipfelgrat bliesen uns heftige Böen ins Gesicht. Abgestiegen sind wir dann über den breiten Rücken nach Westen, um anschließend zur Mölser Scharte zu queren und auf dem bekannten Weg zurück zur Lizumer Hütte zu gehen. Nach dem Abendessen folgte eine ausführliche Analyse des Lawinenlageberichts und die Tourenplanung auf Basis des Lawinen-Mantras, Skitourenguru, und der Snowcard für den Geier, 2.857 m, unserem nächsten Ziel.
Am kommenden Tag fiel etwas Neuschnee, so dass wir zunächst auf der Hütte unsere geplante Tour aus lawinenkundlicher Sicht analysierten, ehe wir in Richtung Geier starteten. Durch die Lizumer Böden vorbei an einer ausrangierten Kanone des österreichischen Bundesheers ging es schließlich durch ein felsdurchsetztes weites Kar. Hier durften die Jungs spuren. Nachdem die Sicht sich zunehmend verschlechterte, übernahm Viola die Führung. Kurz unterhalb des Gipfels wurde die Sicht noch schlechter, so dass wir kaum noch Konturen erkennen konnten. Daher machten wir ca. 100 Höhenmeter vor Erreichen des Gipfels kehrt und stiegen durch die Weidegründe ab zur Lizumer Hütte. Nebenbei bemerkt, kommt das Wort Lizum aus dem Rätoromanischen und bedeutet soviel wie erdiger Weidegrund. Im Bereich der Hütte übten wir anschließend die Verschüttetensuche mit unseren LVS-Geräten. Nach dem Abendessen beschäftigten wir uns mit den wichtigen Themen der Wegfindung anhand digitalen und analogen Hilfsmitteln wie Kompass und Karte und der digitaler Tourenplanung.
Nachdem das österreichische Bundesheer für den nächsten Tag Schießübungen im Süden und Westen unseres Tourengebiets angekündigt hatte, wählten wir als drittes Tourenziel die nordöstlich gelegene Torspitze, 2.663 m. Über das Lizumer Kircherl führte uns der Weg über schönes kupiertes Gelände in angenehmer Steigung zum Gipfel der Torspitze. Ziel war hier die richtige Spuranlage, um kräftesparend zum Gipfel zu gelangen. Hier durften nun alle einmal spuren. Nach der Gipfelrast und einem herrlichen Panoramablick - das Wetter hatte sich rasch gebessert - stiegen wir über den imposanten felsdurchsetzten Nordgrat ab zum Eiskarjoch. Von dort querten wir wieder Richtung Süden zur Lizumer Hütte. Besonders beeindruckend waren die Windkolke, die sich um Zirben und Felsen gebildet hatten.
Der letzte Tag stand nochmals im Zeichen einer intensiven Ausbildung. Neben dem bereits Gelernten (Lawinenkunde und Tourenplanung) stand am Vormittag die Spaltenbergung mit Mannschaftszug und die lose Rolle im Vordergrund. Wenig später wurde dann nochmal ein intensives LVS-Training auf dem Gelände rund um die Lizumer Hütte durchgeführt und Erste Hilfe.
Am frühen Nachmittag stiegen wir zum Parkplatz nach Lager Walchen ab, von wo uns das Taxi zum Bahnhof nach Fritzens/Wattens und dann der Zug nach Rosenheim/Brannenburg brachte.
Die Lizumer Hütte war eine perfekte Unterkunft mit viel Komfort, gutem Essen und sehr hilfsbereiten Hüttenwirten. Für uns alle waren dies lehrreiche Tage, die Lust auf mehr derartige Schneeschuhtouren gemacht haben.
Vielen Dank an Viola, die uns ihr umfangreiches Wissen zum Thema Schneeschuhbergsteigen kompetent vermittelt hat.
Irmengard Salminger