Nach 9 Jahren Training am Stützpunkt Rosenheim wusste Ich zwar welche Auswirkungen eine motivierte Betreuung der Wettkämpfer auf die Leistung hat, aber dieser Sonntag wird mir noch lange im Gedächtnis bleiben... Die Rosenheimer sind ein Team und jeder ist ein Teil davon.
Aber jetzt von vorne:
Auf meiner kleinen Baustelle „Stuntwerk Köln“ habe Ich die letzten Wochen viel Schweiß gelassen und wenig Zeit gehabt mich zu erholen. So waren die letzten 3 Wochenenden eher eine Belastung für meinen Kalender. Erst der Deutsche Leadcup in Darmstadt vor 2 Wochen, dann die ARGE Alp am letzten Wochenende und nun der Leadcup dieses Wochenende in Neu Ulm. Oft habe Ich und auch einige Freunde mir die Frage gestellt, warum ich mir diesen Stress zumute. Naja die Antwort ist sehr einfach! Ich liebe klettern und bei meinen Schützlingen dieses Feuer zu entfachen ist für mich eine der schönsten Sachen die es gibt. Da wird gelacht, geweint, sich gegenseitig Mut gemacht und man freut sich und leidet zusammen.
Aus einer Laune heraus wollte Ich auch einmal wieder als Teilnehmer einen Leadcup erleben und traf am Samstag Morgen auf Bettina, Sophia und Maxi, die alle voll im Training und super motiviert bei den Erwachsenen starten wollten. Aber es sollte bei allen irgendwie nicht funktionieren. Maxi konnte in der ersten Route nicht über ein schmieriges Volumen klettern, so half Ihm leider das Top in der zweiten Qualifikationsroute auch nicht mehr weiter und er musste sich mit einem 15. Platz bei den Herren zufrieden geben. Das reichte aber immerhin für einen 4. Platz in der Juniorenwertung. Sophia und Bettina kletterten für Ihre Verhältnisse eher verhalten und so schaffte es auch von Beiden keine in das Finale der besten 8. Sophia machte den 14. und Bettina den 10. Platz. Ja und dem Trainer, also mir ist vorbildlich ohne jegliche Leadvorbereitung ganz schnell die Puste ausgegangen. So war nicht mehr als ein 27. Platz drin. Aber man mag es nicht glauben, es macht Spaß und solange Ich nicht letzter werde, mache Ich das auch noch ein paar Mal...
Nach einer ungewöhnlich erholsamen und langen Nacht (Zeitumstellung) traf am Sonntag Morgen dann das ganze Team zusammen. Top motiviert und mit viel Elan war die Ansage und das Motto für den Tag „Jeder arbeitet an seinen Baustellen und es gibt keine Fehler“. Mit diesem Ziel hat das arbeiten viel Spaß gemacht. Ein paar Highlights aus der Qualifikation:
Enrico Gulke konnte seinen Kloß im Hals ein wenig runter schlucken und kletterte so gleich in der ersten Runde eine richtig gute Höhe. Die Zweite Route, eine richtig gemeine Platte funktionierte auch ganz gut, bis die Stelle kam an der sehr viele schon vor Ihm gescheitert waren. Platz 13 Jugend B mänl.
Genau diese Platte konnte Niklas Woltmann mal wieder ein bisschen austricksen, indem er an der Stelle, wo fast alle massive Probleme hatten einen neuen Griff erfunden hat. Somit hat er eine andere Wertung gehabt, obwohl er genauso weit war wie alle anderen. So ein Fuchs! Nur hilft das alles nichts, wenn die Körner für die pumpige Ausdauerroute fehlen. Kann alles noch werden! Platz 15 Jugend B mänl.
Jonas Fertig´s Baustelle ist wie bei vielen anderen die Nervosität vor dem Start. So musste er sich in beiden Routen ein wenig unter Wert verkaufen, aber es wird besser und die Entwicklung lässt noch viel Spielraum für die nächsten Jahre. Platz 25 mänl. Jugend B. Übrigends sind das alles sehr gute Platzierungen, wenn man bedenkt, dass es insgesamt 45 Teilnehmer in der Startklasse waren.
Bei Lina Kriechbaum war nach einer perfekten Performance in Route Eins vielleicht die Erwartungshaltung etwas zu hoch, so führten einige kleine Unachtsamkeiten zu einem falsch platzierten Heelhook und so rutschte sie zu früh ab und legte den wohl spektakulärsten Sturz des Tages hin. Aber trotzdem knapp am Finale vorbei mit Platz 12 in der weibl. Jugend B
Sophia Hick war nach einem guten Aufwärmprogramm in beiden Routen sehr sicher und kontrolliert unterwegs. In diesem Fall engt die Kontrolle den Bewegungsradius zu weit ein, sodass in beiden Routen ein weiter Zug das weiterklettern verhinderte.
Pia Haas legte in der ersten Qualifikationsroute eine geniale Höhe vor, die nach Ihr nur noch 3 Mädels knacken konnten. In der zweiten Route sicherte sie sich zusammen mit Lina einen souveränen 8ten Platz. So durfte sie sicher als 7. Platzierte ins Finale einziehen.
Bettina Aschauer wollte wohl nach dem nicht so erfolgreichen Samstag wieder alles gut machen und legte in Route 1 das erste Top vor. Route 2 sah bis zum Ende sicher und kontrolliert aus, nur die letzte diffizile Stelle in der Verschneidung kurz vorm Umlenker ließ sich nicht mehr so gut auflösen. Aber trotzdem Platz 4 nach der Qualifikation und somit ein perfekter Platz zum attackieren auf das Trepperl.
Bekanntlich werden vor dem Finale die Karten wieder neu gemischt. Neue Routen im Onsight Modus verlangen oft Kreativität und spontane Lösungsänderungen. So kommt es nicht selten vor, dass die Plätze 1 bis 10 komplett neu gewürfelt werden.
Pia´s Ziel war es nach den letzten verpatzten Finals einmal Ihre ganze Leistung zu zeigen und als Vorbereitung sich gar keinen Erwartungshaltungen auszusetzten. Das Vorhaben hat die ersten Meter auch super funktioniert, nur dann aus heiterem Himmel rutscht der Fuß viel zu früh ab... Da war wohl einfach zu viel Feuer unter den Hufen. Macht nix, für Pia wird es noch viele Finals geben, in denen sie zeigen kann wie gut sie klettert! Und alles wirklich Gute braucht bekanntlich Zeit. Nun zu Bettina Aschauer! Die hatte schon viele Jahre Zeit. Ein paar Stockerlplätze waren auf nationalen Wettkämpfen schon drin, aber noch nicht der in der Mitte. Schon nach den ersten Zügen war klar, dass Heute alles drin war und als Bettina den schwierigen Seitsprung schaffte, an dem vor Ihr viele gescheitert waren wollte sie immer weiter. Griff für Griff ging es weiter nach oben und mit einem explosiven Sprung in Richtung nächsten Griff Platzte sie schliesslich aus der Wand. Nach Ihr starteten die beide Erstplatzierten Mädels der Damen am Vortag noch und es wurde spannend. Zu Bettina´s Überraschung konnte keine der beiden Ihre Höhe knacken, so durfte Sie bis zum Ende auf der Leader Bank sitzen bleiben und holte sich verdient Ihren ersten Sieg auf einem Deutschen Leadcup. Dieser Sieg ist Gleichzeitig der erste für eine/n Rosenheimer/in auf nationalen Wettkämpfen.
Weiter geht es mit dem letzten Wettkampf des Jahres in Berlin, der Gleichzeitig das Saisonfinale ist. Wir freuen und auf einen weiteren Spannenden Wettkampf.
Erstellt von Flo Schiffer