© DAV Sektion Rosenheim

Dieter Vögele sagt Servus!

Auszug aus der Mitgliederversammlung

26.10.2018

Liebe Sektionsmitglieder,

lassen sie mich zum Schluss noch einen Blick zurückwerfen. Der nächste Tagesordnungspunkt ist die Wahl des Vorstandes dem ich bisher als Schatzmeister angehörte. Für eine Wiederwahl stehe ich nicht mehr zur Verfügung. Vor zwei Wochenhatte ich meinen 78. Geburtstag. Am 27. April 1967 wurde ich damals mit 27 Jahren zum Beisitzer für Finanzen in den Sektionsausschuss gewählt. Zunächst unterstützte ich den damaligen Schatzmeister Rudi Bruckdorfer bis ich dann in der Ära Dr. Günter Bauer 1976 die Funktion verantwortlich übernahm und diese bis heute inne habe.

Die Sektion hatte damals 1.146 Mitglieder, die Sektionskasse war leer, 2,01 DM waren auf dem Postscheckkonto, 968,08 DM auf dem Sparkassenkonto, mit 53.373,50 DM war der Verein hoch verschuldet. In diesen vergangenen 5 Jahrzehnten wurde ich 17 x wieder gewählt und konnte mit wechselnden Vorstands- und Beiratsmitglieder die Entwicklung des Vereins maßgeblich zukunftsorientiert und zeitgemäß mitgestalten.

Wichtig war mir das Kerngeschäft der Sektion, nämlich das Bergsteigen. So stellte ich mich als ausgebildeter Fachübungsleiter viele Jahre in den Dienst der Sektion um Gleichgesinnten bei geführten Touren die Schönheit der Bergwelt näher zu bringen. Das war die Zeit in der Heinz Heidenreich und Peter Keill die Sektionsaktivitäten vom Hüttenverwaltungsverein zum Bergsteigerverein lenkten.

Heute hat der Verein 10 000 Mitglieder. Ein umfangreiches Touren- und Kursprogramm prägen das Leben der Sektion von den Bergwichteln bis zur den Mittwochsgehern. Der an Mitgliedern ständig größer werdende Verein erforderte mit seinen Aktivitäten und seinem wirtschaftlichen Vermögen an Alpenvereinshütten am Brünnstein und auf der Hochries, einer kleinen Kletteranlage und Beteiligung an der Hochriesbahn eine zunehmend unternehmerische Ausrichtung. Verantwortung, Haftung und sich mehrender Formalismus machten es unumgänglich, eine auf den Bedarf ausgerichtete professionelle moderne Geschäftsstelle aufzubauen und die Vereinsarbeit entsprechend zu strukturieren.

Heute hat die Sektion neben den Vorstands- und Beiratsmitgliedern drei in Teilzeit beschäftigte Mitarbeiterinnen für Mitgliederverwaltung, Touren- und Kursprogramm u. v. a. m. Die Gemeinschaftstouren und Kurse werden von über 30 Fachübungsleiterinnen und -leitern mit Aktivitäten geführt.

Für Frau Monika Eder sind es 30 Jahre, dass sie Fels in der Brandung der Geschäftsstelle ist. Dafür einen herzlichen Dank .

Das Bergsteigen in all seinen Facetten ist wieder Mittelpunkt des Sektionsgeschehens so wie es sich für einen Bergsteigerverein gehört – das war aber nicht immer so.

Die zeitgemäße Weiterentwicklung unserer Alpenvereinshäuser am Brünnstein und auf der Hochries schränkte die bergsteigerischen Aktivitäten in keinster Weise ein.

Es waren nicht nur organisatorische Herausforderungen sondern auch finanzielle Kraftakte unsere Hütten in den heutigen Zustand zu entwickeln.

Ohne die Leistungen der Vorgänger zu schmälern, sie haben sicher zu ihrer Zeit das Beste gegeben.
Am Brünnsteinhaus ist aus einem Heim in den Bergen für die Sektionsmitglieder eine Alpenvereinshütte für Alle geworden

Brünnsteinhaus

1970 Aufstockung des Altgebäudes
1972 Abbruch Pferdestall und Bau einer Garage mit Werkstatt
1981 Sanierung Sanitäranlagen
1985 Bau einer Kläranlage und m Wasserversorgung
1992 Photovoltaikanlage
1994 Bau einer Remise
1996 Anbau einer Wohnung für Hüttenwirt und -wirtin
2001 Errichtung eines Selbstversorgerraums für die Jugend
2002 Anschluss an die öffentliche Stromversorgung und Abwasserleitung
2004 Errichtung Treppenhausanbau

In den Folgejahren weitere Verbesserungen der Sanitäranlagen und Zimmerlager:
2013 Erneuerung der Küche und m Gaststube
2018 Erfüllung von Brandschutzauflagen
2018 Erneuerung der Trinkwasseranlagen

Hochrieshütte

1976 Nach dem Bau der Hochriesseilbahn erhält die Hochrieshütte Anschluss an das öffentliche Stromnetz und eine Kläranlage,
1980 Abbruch des Holzbaus, Neubau Rosenheimer Stube
1994 Erneuerung Gaststube und Küche,
2006 Neubau Windfang
2015 Neubau Schlafhaus und Materiallager sowie Neugestaltung der Gasträume und Küche.

In den Jahren dazwischen immer wieder Instandhaltungen und technische Erneuerungen Solaranlage, Wärmepumpe, Lastenaufzug, Fettabscheider, Terrasse und Brandschutz.

4 Hüttenwirte am Brünnsteinhaus und 12 auf der Hochrieshütte sah ich kommen und gehen.

Die Verhandlungen mit Grundstückseigentümern über Fahrtrechte und Leitungsverlegung für Strom und Wasser haben nicht immer Spaß gemacht. Die "mir
san mir" Einstellung und nur nehmen wollen und nicht geben „ is ja ned dei Geld sondern vom Verein seins und der hods ja“ sind nur einige Wortauszüge bei Verhandlungen.

Hochriesbahn

Im Rechenschaftsbericht habe ich ausführlich über die letzten 10 Jahre Hochriesbahn informiert aber warum setzte ich mich so für den Erhalt der Hochriesbahn ein? Nicht nur die naturverträglichste Ver- und Entsorgung der Hütte ist der Grund. Eine hohe Zahl der Hüttenbesucher (Ca. 20 % der Alpenvereinsmitglieder) gehören der Generation 60 Plus an, haben ihr Leben lang Freude bei ihren bergsteigerischen Unternehmungen erlebt und können diesen Naturgenuss mit der Bahn bis ins hohe Alter aufrecht erhalten und auf einer Hütte übernachten, den Sonnenaufgang und Sonnenuntergang erleben, wie in früheren Zeiten zu Fuß.

Kletterhalle

Schon 1996 konnten wir eine eigene kleine Kletteranlage mit dem Geld einer Erbschaft von Christian (Gig) Schneider, dessen Testamentsvollstrecker ich war, errichten.

Dazu sind wir eine Kooperation mit der Ziegelberger Kletterhalle eingegangen und haben Eintrittsvergünstigung für unsere Mitglie der vereinbart.

Die millionenschwere Investition einer Großkletteranlage und deren Betrieb wollte ich nicht mitverantworten.

Dachverband

Die Zusammenarbeit mit dem Dachverband war nicht immer auf meiner Wellenlänge. Der Verband entwickelt sich immer mehr zu einem Zentralverband, obwohl er als Vereinsverband für seine 354 rechtlich selbständigen Sektionen deren Dienstleister ist. Unterschiedliche Meinungen gibt es in der Gleichbehandlung der Sektionen bei Hütten- und Wegeförderung, beim Arbeitsgebiet Brünnstein mit dem Ausbau des Skigebietes Sudelfeld und viele Themen, in die sich der große DAV einmischt. Das hat die Folge, dass Arbeitsplatz- und Personalbedarf eine neue Bundesgeschäftsstelle erfordern.

Mit einer 20 Mio. Euro Investition wird diese derzeit in München errichtet – die Sektionen zahlen mit ihren Mitgliedsbeiträgen Wäre nicht manchmal weniger mehr?

Es wird verkannt, dass das Leben des Deutschen Alpenvereins in seinen Sektionen und nicht im Dachverband in München stattfindet.

Dokumentensammlung

Nachdem mich die Arbeit des Schatzmeisters nicht ausgelastet hat, habe ich in jahrelanger Arbeit die Vereinsgeschichte in einer 20 Bücher (mit über 8.000 Seiten) umfassenden Dokumentensammlung aus Zeitungsartikeln und Fotoarchiven, Protokollen und Urkunden zusammengestellt. Neben dem Rosenheimer Stadtarchiv, dem DAV Archiv in München und dem Bayerischen Staatsarchiv ist diese historische Sammlung auch im Internet teilweise einsehbar.

Jetzt möchte ich danke sagen.

Zuerst meiner Frau Christa, die in den Anfangsjahren mir bei der damals noch handschriftlichen Mitgliederverwaltung und Kontoführung geholfen hat und die mein ehrenamtliches unentgeltliches Engagement für die Sektion und die Hochriesbahn unterstützt und akzeptiert hat. Da ich noch einen verantwortungsvollen Beruf hatte, war es schon ein Wunder, dass wir gemeinsam noch Zeit hatten für unvergessliche Bergfahrten – alle Schweizer Viertausender, und einige hohe Berge in der Welt.

Danke sage ich allen Vorstands- und Beiratsmitgliedern, mit denen ich im letzten halben Jahrhundert den Sektionsweg gehen durfte; einige von ihnen sind heute hier, andere schauen uns von oben oder unten zu.

Ich weiß: allen recht getan ist eine Kunst, die niemand kann. Wir haben viel richtig gemacht aber es nicht allen recht. Meine Sektionsarbeit war uneigennützig, immer dem Wohle der Sektion ausgerichtet. Wie bei einer anspruchsvollen langen Bergtour war ich oft Führender mit dem Vertrauen der Mitstreiter - wie am Seil verbunden, das gab Sicherheit.

Servus und danke für viele schöne Jahre!