Meine Anfrage „Wie wär's mal mit einer Sonnenaufgangstour?“ stößt zunächst auf Skepsis. „So früh Aufstehen! Probiers im Herbst, da geht die Sonne nicht ganz so früh auf.“
Vor dem Wandertermin schaue ich immer häufiger in die Wettervorhersage und bin mit „heiter“ zufrieden.
Um sechs Uhr starten wir bei stockdunkler Nacht in Oberaudorf. Ziel: der Gletscherblick am Hocheck; der Rodelbahnaufstieg bietet auch im Dunkeln ausreichend Trittsicherheit. In Gedanken versunken tappen wir ohne Beleuchtung hintereinander bergaufwärts. Die zunehmende Helligkeit nehmen wir intensiv wahr und langsam treten die Konturen der gegenüberliegenden Berge heraus. Am Gipfelhang sind wir in mildes Licht getaucht. Die Farben werden immer intensiver. Überall ist ein“ Oh“ und „Ah“ zu vernehmen als die ersten Sonnenstrahlen über dem Kamm des Zahmen Kaisers herüberblinken.
Einfach ergreifend! Hinter mir summt jemand die Melodie „Danke, für diesen schönen Morgen, danke für diesen neuen Tag…“ Anna begeistert mit ausgestreckten Armen und demonstriert den Sonnengruß aus ihrer Yogastunde. Als noch frische Brezen verteilt werden, ist die Stimmung auf dem Höhepunkt.
Den Rückweg nehmen wir hinunter in die Mühlau, vorbei am Gfall-Stausee und steigen noch hinauf zur Grafenlochhöhle. Luegsteinseepromenade und Sportlerweg über den Burgberg sind weitere Tourpunkte bevor wir es uns im Cafe Rechenauer gut gehen lassen.
Fazit: Versuch gelungen – großartiger Start in den Tag, für die doch zahlreichen Mitwanderer.
Auf der Heimfahrt denke ich, wie es wohl gelaufen wäre, bei Nebel oder Nieselwetter ohne die wunderbaren Strahlen der Morgensonne.
Harry Hofmann